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Ein Strickblog

 
Ein Meningeom ist ein gutartiger Gehirntumor. Das heißt aber nicht, dass so was nicht tödlich sein kann.

Anfangs hatte ich "nur" Probleme mit dem rechten Ohr. Mein Gehör wurde nach und nach schlechter. Das hat mich nicht sonderlich beunruhigt, waren doch alle weiblichen Vorfahren leicht bis mittel schwerhörig. Komisch nur, dass mir ein Jahr zuvor noch attestiert wurde: "Sie hören wie ein Luchs". Genau der gleiche HNO-Arzt fand dann im November 2023 keine messbare Verschlechterung, auch wenn das rechte Ohr schon weniger gut war als vorher. Mit dem Hinweis, ich solle alle halbe Jahr zum Durchputzen kommen und ansonsten Druckausgleich machen wurde ich wieder nach Hause geschickt.

Mein Leben wurde nach und nach anstrengender. Ich entwickelte ein Schwindelgefühl, das mich ebenfalls nicht sonderlich beunruhigt hat, was mich jetzt eigentlich ziemlich wundert.

Erst als ich rechts fast taub war, habe ich den HNO-Arzt wieder aufgesucht. Der war dann maximal beunruhigt und hat sich aufopferungsvoll um Termine gekümmert. Erst ein MRT beim Radiologen - ja, ein Meningeom (ich hatte auf ein Akustikus-Neurinom gehofft) - und dann ein Termin bei den Neurochirurgen in Großhadern (LMU-Klinikum München). Die waren auch recht flott. Ein OP-Termin direkt nach dem Ostermontag mit Diagnostik am Gründonnerstag. Das war ein Höllentag, von 7 bis 20 Uhr auf dem Flur sitzen und auf Untersuchungen warten.

Dann die stationäre Aufnahme am Ostermontag mit der Erwartung, am Folgetag den OP-Termin zu haben. Pustekuchen! Weil ich aufgrund der langen Gehirn-OP im Anschluss auf die Intensivstation musste und kein Notfall war, wurde die OP zweimal verschoben. Dann war es endlich soweit. Man freut sich dann. Also ich. Juhu, endlich Gehirn-OP. Das Einschleusen und das Betäuben waren spaßig. Und als ich dann wieder aufgewacht bin (keine Träume) waren etwa acht Stunden vergangen. Reine OP-(Schnitt-)Zeit fünf Stunden.

Unbeschreiblich war die Nacht auf der Intensivstation. Mein Geruchssinn war extrem geschärft und der junge Mann, der mich nachts gepflegt hat, hatte ausgerechnet dieses scharfe, arabische Parfüm an sich, das gerade jeden Tag in U-Bahn und Bus meine Nase reizt. Wenn sich so einer/eine neben mich setzt, versuche ich den Platz zu wechseln. Echt. Alle anderen von der Pflege haben auch stark geduftet. Von "Old Spice" bis "Blümchen", daran konnte ich erkennen, dass das Problem eher an meiner Nase lag. Trotzdem Hölle und dann der Lärm von einer nächtlichen Baustelle. Unbeschreiblich. Die Schwester in der Frühschicht war dann der Hammer. Um keinen neuen Patienten betreuen zu müssen, hat sie mich mit allem Möglichen "verwöhnt". Leider hat sie vergessen, die Thrombosestrümpfe (am Bein) wieder anzulegen. Dann hat sie die Klingel verräumt. Ich lag dann da und habe um Hilfe gerufen. Niemand hat im mindesten reagiert. Da war ich froh, wieder auf Normalstation zu kommen.

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Gruselig, aber dennoch wirklich schonend. Ein langer Schnitt, wenig Haare rasiert, alles schön beiseite gehalten und dann nur ein Kreis von ca. 2-3 cm Durchmesser, aus dem Knochen herausgeschnitten. Das Stück wurde dann wieder eingesetzt und verschraubt. Seither ist mein halber Schädel taub, aber das werde wieder, so die Ärzte. Das Gehör allerdings kommt nicht zurück.

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Hier sieht man den ZVK (zentralen Venenkatheter), der mir bald größere Probleme machen sollte. Übrigens habe ich tagelang Sauerstoff bekommen, weil es mir so schlecht ging. Das war wirklich etwas Neues für mich. So richtig "krank" sein, das war höchstens mal der Fall bei einer schweren Grippe.

Meine Zimmergenossin hatte auch ein Meningeom. Nein, sie hat. Ihres ist Grad II, etwas schneller wachsend und zu Rezidiven neigend. Die Lokalisation war nicht so wie bei mir hinterm Ohr sondern oben, mitten zwischen den Gehirnhälften. Bei ihr wurde aber "geschlampt", sie hat sich ein Bakterium eingefangen. Nach mehreren OPs und Bestrahlung (wegen Grad II) und Implantation von Knochenersatz (Palacos) war dann irgendwann nichts mehr möglich und man hat die Haut (parallel zum Haaransatz) mit Oberschenkel-Meshgraft (also Haut vom Oberschenkel) gedeckt. Kein Knochen! Das Hirn direkt unter der Haut!
Sie hat während unseres Aufenthaltes einen Helm (in schickem Dunkelgrau) bekommen. Eine weitere Behandlung (in diesem Falle Implantation von radioaktivem Material) ist erst mal nicht möglich. Das Bakterium geht nicht weg und man darf die Hirnhaut derweil nicht öffnen, denn sonst ist endgültig Schluss.

Mir hat man die ganze Zeit erzählt, dass zwei Drittel oder mehr Meningeome vom Grad I sind, also harmlos und in der Regel nach einer OP geheilt und gut. Umso erstaunter war ich, als ich auf meinem heimischen Anrufbeantworter die Nachricht von der Strahlentherapie erhielt, mein Termin zur Planung der Bestrahlung sei für den Soundsovielten geplant. Was?

So erfährt man dann, dass man auch ein Meningeom vom Grad II hat. Na, danke! Wer meine Vorgeschichte kennt, kann verstehen, dass ich schon früh eine Bestrahlung kategorisch abgelehnt habe. Nie wieder! Daher habe ich mich erst mal für einen PET-Scan entschieden, einfach um zu sehen, wieviel Tumor noch vorhanden ist. Das war ernüchternd. Ein ca. 1 cm durchmessendes Rest-Meningeom im Knochen, das man wohl bei der OP nicht gesehen hat. Da war ich dann schnell überredet.

Dass ich im rechten Ohr nie wieder etwas hören würde, hatte man mir schon vor der OP gesagt. Etwas zwei oder drei Wochen danach kam ein geringes Hörvermögen zurück und ich hatte mir schon Hoffnungen gemacht, dass man da was mit einem Hörgerät rauskitzeln kann. Doch im Verlauf schwand das wieder und das war ein Indikator, dass der Resttumor wieder wächst! Auch andere neurologische Ausfälle wurden mir in Aussicht gestellt. Außerdem sei der Tumor recht nah am Hirnstamm. Und der Hirnstamm ist für das ganze vegetative Leben zuständig: dass das Herz schlägt und ich atme. Logische Folgerung: Wenn man das schleifen lässt, ist einfach Schluss. Also gut. Bestrahlung.
Weil ich da vor dreißig Jahren schon mal bestrahlt wurde, war mir wichtig, dass es nicht zum Overkill kommt. Dafür mussten die alten Unterlagen aus dem Schwabinger Krankenhaus beschafft werden. und das hat länger gedauert, als mir zuträglich war. Die Ärztin war ja so gut und hatte mir auch wenn ich erst "Nein" gesagt hatte, bereits Termine zur Bestrahlung verschafft. Doch dann musste alles noch eine Woche verschoben werden, bis die Daten aus einem Archiv in Leipzig(!?) kamen. In dieser Woche hatte ich zum ersten Mal eine leichte Gesichtslähmung rechts. Das führte dazu, dass mir die Hausärztin Cortison verschrieben hatte, was mir ja erst mal gut getan hat.

zuckerwattewolkenmond meinte am 11. Jul, 10:45:
Wie
meine Tante immer zu sagen pflegte: Die beste Krankheit taugt nüscht! 
angela_x antwortete am 12. Jul, 23:06:
Typisch schlesisch!
Eigentlich erwartet man... "wenn sie nicht..." irgendwas...
:-)
Meine Oma war auch so drauf. 
 

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