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Ein Strickblog

 
...das war der Titel von einem wunderbaren Buch von F.K. Waechter. Passt hier auf die ollen Blogs auch und ist aber irgendwie willkommen, denn hier poppt immer noch kein Hinweis auf D*tensch*tz und C**kies auf und das wäre blöd, wenn das ein böser Anw*lt entdeckt.
Aber gut.
Auskotzen kann ich mich hier in Ruhe und dafür war das Blog ja auch schon immer gut.

Ich habe meine Mutter im Februar in ein tschechisches Altersheim gebracht. Dort ist es billiger und meine Mutter hatte bisher nur Pflegegrad I - ich habe also gar keinen Zuschuss bekommen. Sozialamt? Schwierig, wenn die Umstände so sind, dass uns das Häuschen weggenommen werden könnte... Daher Eigenfinanzierung mit der Aussicht, dass meine Mutter doch irgendwann einen Pflegegrad hat.
Letzten Herbst war es so, dass sie zu viel von dem Lithium genommen hatte (Hatte das der neue Psychiater falsch angegeben? Hat der Pflegedienst zu viel verabreicht?). Das führte dazu, dass sie langsam immer blöder wurde, langsam inkontinent wurde, Wortfindungsstörungen hatte und dann ihre schmutzige Wäsche irgendwo versteckt hatte, bis die ganze Wohnung nach Raubtier stank. Dann war sie fast besinnungslos und nicht mehr ansprechbar und wurde in die Kreisklinik verfrachtet. Dort war sie auf der urologischen Station völlig fehl am Platze und es hat ewig gedauert, bis die Lithium-Überdosis diagnostiziert wurde. Dankenswerter Weise hat die Stationsärztin sie dann doch noch auf die gerontopsychiatrische Station des Bezirkskrankenhauses verlegen lassen - nicht in ein Heim (die ersten 3000 Euro gespart und die Mutter endlich auch medikamentös wieder richtig "eingestellt").
Nach ein paar Wochen konnte sie dann das tschechische Heim beziehen. Dort lief alles am Anfang ganz gut und ich habe in der Zwischenzeit einen Antrag zur erneuten Begutachtung durch den MDK gestellt, um einen höheren Pflegegrad und etwas Geld zu bekommen. Jetzt im August war dann endlich der Termin, aber gleichzeitig war meine Mutter wieder schlechter drauf. Sie wurde im Juni/Juli zur Zahnärztin gekarrt, um ihre Zahnprothese wieder ordentlich einpassen zu lassen. Und laut der Heimleiterin spinnt sie seitdem etwas. Sie war echt verwirrt, hat nicht erzählen wollen, was vorgefallen war, aber so getan als ob jemand ihr etwas angetan habe. Tja, erst mal glaubt man natürlich einem schwachen Wesen... Der Besuch im August war gruselig. Dann kam ein Anruf der Heimleiterin, ob ich vom Hausarzt meiner Mutter ein Rezept für ihr Psychopharmakon bekommen könne. Natürlich geht das nicht, das kann nur ein Neurologe/Psychiater ausstellen. So wie die Antibabypille auch nur ein Frauenarzt verschreiben kann und so weiter. Ja, wenn das so wäre, dann müsste sie meine Mutter für eine Woche in eine psychiatrische Klinik bringen. Okay. Kein Problem.
Doch dann sind mir Zweifel gekommen. Haben die etwa die Vorräte der Spritzen aufgebraucht, die ich im Februar mitgegeben hatte, dann festgestellt, das es lästig und umständlich ist, neue zu beschaffen und gemeint "versuchen wir es mal ohne Medikation"? Tja, da schaust! Das geht natürlich nicht. Meine Mutter ist psychisch krank und BRAUCHT diese Medikamente. Da beißt die Maus keinen Faden ab.
Der einzige Vorteil (und jetzt kommt's). Die Begutachtung durch den MDK fand statt, als sie schon fast völlig durch den Wind war und entsprechend hoch ist nun ihre Einstufung in den Pflegegrad. Verdient haben wir das allemal. So viel Ärger und lästige, peinliche Sachen.
In der alten Wohnung (wo die ganzen vollgep... Unterhosen vor sich hin stanken), da soll sie ärgerlich laut ihr Radio aufgedreht haben, nackt im Treppenhaus umher gelaufen sein und anderes. Die Nachbarn waren immer schon ein Problem und ich kenne das leider aus der frühesten Kindheit. Wir waren immer die Underdogs. Die mit der Verrückten. Ganz klar, dass mit uns Kindern auch irgendwas nicht stimmt. Jetzt als fast schon alte Frau kann ich damit umgehen und es tut nicht mehr weh, aber die Erinnerung schmerzt schon. Wenn ich im Alter von acht Jahren in der Schule schon gelogen habe, wo meine Mutter steckt, weil mir irgendwas gesagt hat, dass es nicht gut ist zuzugeben, dass sie im "Irrenhaus" ist. Wenn sie dann wieder nach Monaten der Ruhe meinte, ihre Medikamente absetzen zu müssen und auf den Straßen des Ortes rumgerannt ist, blödes Zeug erzählt hat und ihre Wahnvorstellungen verbreitet hat. Ich weiß noch, wie sie immer gedroht hat, sich vor ein Auto zu werfen - irgendwann als Teenager dachte ich: "Dann MACH es doch endlich." Ich war froh, mit 18 Jahren zu meinem Vater ziehen zu können. Da war es auch nicht besser, aber zumindest nicht so irre.
Tja. Ähm. Ich hoffe dennoch, dass die in Tschechien meine Mutter behalten. Deswegen hacke ich jetzt nicht darauf herum. Die soll medikamentös wieder eingestellt werden, dann wieder abgeholt werden und dann sollten die aufpassen, dass sie ihre Spritze immer bekommt. Dafür zahle ich ja einen Haufen Geld, dass sich nun andere um sie kümmern.
Meine Oma hätte das auch mal tun sollen. [Davon abgesehen, dass hätte verhindert werden müssen, dass meine Mutter Kinder bekommt.] Meine Oma hätte ein angenehmeres Leben führen können, wenn sie meine Mutter in professionelle Betreuung gegeben hätte. So was wie betreutes Wohnen gab es damals natürlich noch nicht und die Elektroschock-Therapie war gerade mal so eben aus der Mode gekommen. Uff. Aber so wie meine Oma meinem Bruder auch viel zu viel hat durchgehen lassen, hat sie es wohl auch mit meiner Mutter getan. Selbst schuld, natürlich. Bloß, dass andere eben AUCH darunter gelitten haben und viel unnötiges Zeug hätte vermieden werden können.
Wechsler-Boon Ellen meinte am 10. Okt, 18:05:
Da fehlen die Worte...
...wenn man solche Geschichten hört. Was ist mit "in Würde alt werden"? Ganz zu schweigen davon, was Du als Tochter mitmachst, auch betreffend der Finanzen. Das Ganze tönt übel, sehr übel. Auch bei uns in der Schweiz spart man für ein Eigenheim, schränkt sich ein, dass man es sich leisten kann. Wenn man dann ins Altersheim kommt, muss man das Haus verkaufen, damit man das Alters- oder Pflegeheim berappen kann. Die Kinder schauen dann in die Röhre oder dürfen sogar noch die Kosten überenehmen. Mein Mann und ich bezahlen jeden Monat 750.-- für die Krankenkasse und sind nur Allgemein versichert, ohne jegliche Zusätze.
Das entspricht einem Drittel der Rente...
Es macht mich wütend, wenn ich solche Geschichten höre.
War schon länger nicht mehr hier, sende Dir aber viel Kraft und einen grossen Drücker aus der Schweiz.
LG Hexli/Ellen 
angela_x antwortete am 17. Okt, 14:03:
Danke Dir, Ellen! 
 

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